Warnsignale

Häufig beginnt Gewalt nicht mit Schlägen, sondern mit Demütigungen, Beleidigungen, Kontrolle und/oder sozialer Isolation. Betroffene sind oft verunsichert und bemerken erst viel später, dass in ihrer Beziehung etwas aus den Fugen geraten ist. In der Regel gibt es Warnsignale und Hinweise, anhand derer sich erkennen lässt, dass die Machtverhältnisse in einer Partnerschaft ungleich verteilt sind:

  • Frauen fühlen sich in Anwesenheit ihres Partners öfter angespannt und sind sehr vorsichtig, da sie sich vor den Reaktionen des Partners fürchten.
  • Wenn sie ein schwieriges Thema ansprechen wollen, dauert es oft Tage oder Wochen, da sie auf einen günstigen Moment warten.
  • Wenn sie eine unterschiedliche Ansicht haben als Ihr Partner, behalten sie Ihre Meinung um des Frieden willens lieber für sich.
  • Ihrem Partner zuliebe unternehmen sie Aktivitäten, zu denen sie eigentlich keine Lust haben.
  • Sie haben den Kontakt zu bestimmten Menschen aufgegeben, weil der Partner diese nicht mochte.
  • Sie schlafen mit ihrem Partner, auch wenn sie müde oder krank sind oder eigentlich keine Lust haben.
  • Sie achten sehr auf die Bedürfnisse ihres Partners und wenig auf die eigenen Wünsche.
  • Bevor sie Verabredungen zustimmen, holen sie erst die Meinung Ihres Partners ein.

(vgl. Szeczesny-Friedmann: Du machst mich noch verrückt. Psychoterror in Beziehungen. Rowohlt, Hamburg 2000, S. 200)

 

Praktische Handlungsmöglichkeiten bei häuslicher Gewalt

Wenn Sie von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen sind, ist es wichtig einen persönlichen Sicherheitsplan zu erstellen. Im Notfall sind Sie besser vorbereitet und können auch in einer Krisensituation die Kontrolle behalten. Sie selbst entscheiden, welche Maßnahmen für Sie richtig und wichtig sind. Die folgenden Hinweise sollen als Anregung dienen, sie können keine persönliche Beratung ersetzen.

  • Lassen Sie sich nicht von Ihrem sozialen Umfeld isolieren, pflegen Sie regelmäßige Kontakte zu NachbarInnen, Verwandten, FreundInnen und Bekannten. Sprechen Sie über Ihre Situation.
  • Gibt es eine Nachbarin, der sie besonders vertrauen? Sprechen Sie mit ihr und vereinbaren Sie, dass sie im Notfall die Polizei verständigt, wenn Sie Lärm oder Hilferufe hört. Sie können auch Zeichen vereinbaren (z.B. Klopfen oder ein sichtbares Zeichen) wenn Sie Unterstützung brauchen. Viele Menschen brauchen eine solche Erlaubnis, da sie sich sonst vielleicht nicht „einmischen“ wollen.
  • Überlegen Sie, wie Sie am schnellsten aus der Wohnung kommen können. In welchen Raum können sie sich im Notfall flüchten, wenn ein Verlassen der Wohnung nicht möglich ist? Welcher Raum lässt sich verschließen? Können Sie in diesem Zimmer telefonieren, um die Polizei zu holen?
  • Speichern Sie Notrufnummern in Ihrem Handy und sorgen Sie dafür, dass es einsatzfähig ist. Gibt es noch eine andere Möglichkeit zu telefonieren? Wenn Sie kein eigenes Handy besitzen legen Sie eine Liste mit Notrufnummern an (Polizei, Frauenhaus 06192-26255, FreundInnen, Verwandte etc.).
  • Üben Sie auch mit Ihren Kindern, wie sie Hilfe holen können. Sagen Sie ihnen, dass Sie sich aus der Gewalt zwischen Ihnen und Ihrem Partner heraushalten sollen. Verabreden Sie mit ihnen, dass sie im Notfall die Wohnung verlassen und Hilfe holen.
  • Erklären Sie den Kindern, dass Gewalt immer ein Unrecht ist, egal von wem sie ausgeht. Kinder fühlen sich häufig mitverantwortlich für die Gewalt, sagen Sie ihnen, dass sie keine Schuld an der Situation haben.
  • Bereiten Sie eine Notfalltasche mit den wichtigsten Dingen vor (siehe Checkliste).
  • Überlegen Sie, wo Sie im Notfall unterkommen können (FreundInnen/Verwandte). Die Unterkunft sollte sicher sein und Sie sollten jederzeit Zutritt haben. Sie können zu jeder Tages- und Nachtzeit im Frauenhaus anrufen.